Die mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank (MHDBDB) Mittelhochdeutsche Literatur auf Knopfdruck

Revision 6.0 (4. Dezember 2005)

Inhalt

A) Einleitung

B) MHDBDB als offenes System

Teil I Benutzer Manual

C) Der Wortindex mit Begriffen

  • Varianten
  • Lemmata
  • Bedeutungen
  • Begriffskategorien
  • Frequenzen

D) Die Textanalyse

Teil II Die MHDBDB im Unterricht

Sprachwissenschaftliche Phänomene

  • Ablautreihen
  • Kontraktionen
  • Komposita
  • Konjunktiv
  • Reim und Metrik
  • Satzstrukturen und Interpunktion
  • Wortarten - Wortstellung
  • Wortbedeutungen

Literaturwissenschaftliche Phänomene

  • Autoren - Texte - Editionen
  • Namenssuche und Textidentifikation
  • Motivsuche
  • Formelhafter Sprachgebrauch
  • Allgemeines Leseverständnis

A. Der Einstieg in die MHDBDB

Mit der Adresse: http://uni-salzburg.at/mhdbdb (oder http://mhdbdb.sbg.ac.at ) kommen Sie auf die Startseite der Datenbank:

 

Dort können Sie sich entweder gleich als Gast einloggen oder als ständiger Benutzer mit eigenem Passwort anmelden.

Wenn Sie Unterstützung (support) durch uns wünschen, sollten Sie sich unbedingt als ständiger Benutzer anmelden. Wir möchten nochmals betonen, dass auch dann die Benutzung der MHDBDB und die Unterstützung durch das Team kostenlos sind.

Auf der Startseite können Sie die Sprache (englisch / deutsch) einstellen; da die MHDBDB in den USA entwickelt wurde, sind allerdings auch im "deutschen Teil" gelegentlich englische Formulierungen zu finden.

 

 

B. Die MHDBDB als offenes System

 

Als Benutzer der MHDBDB sollten Sie sich bewußt sein, dass das gesamte Datenbanksystem eine ständige Baustelle ist. Das heißt, sowohl am Wortindex als auch an den Texten wird konstant gearbeitet. Texte werden lemmatisiert und disambiguiert, d.h. Homographen-Trennung und semantische Einengung auf bestimmte Bedeutungen im Kontext werden für jede entsprechende Textstelle durchgeführt, und gelegentliche Erweiterungen des Begriffssystems kommen dazu. Wir werden Sie von Zeit zu Zeit in den neuesten Neuigkeiten davon unterrichten, welche Texte sich gerade in Arbeit befinden.

 

Über den jeweils neuesten Stand der in der Datenbank enthaltenen Texte können Sie sich über die Funktion Textliste einen Überblick verschaffen. Dort erfahren Sie auch, auf welchen Editionen diese beruhen und wie weit sie bislang lemmatisiert und disambiguiert wurden. Auch zu den Autoren finden Sie dort die wichtigsten Angaben.

 

Das Textmaterial der Datenbank wird laufend erweitert. Korrigierte, elektronisch lesbare Texte können auch von Benutzern jederzeit zur Verfügung gestellt und durch das MHDBDB-Team in die Datenbank eingelesen werden. Die "Quelle" wird selbstverständlich mit den notwendigen Informationen über Urheber und Ersteller verzeichnet.

 

Teil I: Benutzer-Handbuch (Manual)

C. Der Wortindex mit Begriffen

Im Wortindex ist der gesamte lemmatisierte Wortschatz der Datenbank enthalten (derzeit ca. 18 000 Lemmata), der nach den verschiedensten Gesichtspunkten abgefragt werden kann. Der Wortindex führt nicht direkt zu Textbelegstellen (dies geschieht über Textsuche ; siehe dazu unten). Der lemmatisierte Wortschatz orientiert sich am mittelhochdeutschen Standardlexikon von Matthias Lexer, unterscheidet sich aber gleichzeitig durch folgende spezifische Eigenschaften:

 

 

 

Man kann nach jeder beliebigen Variante eines Wortes suchen und erhält als Ergebnis immer das Lemma, dem diese Variante zugeordnet ist. Eine Variante kann auch verschiedenen Lemmata gleichzeitig zugeordnet sein. - Beispiel : Eintrag im Suchfenster: "kleit" führt zu den folgenden Lemmata: klagen, kleiden, kleit , das heißt, die Form "kleit" kann jeweils Variante zu den drei gegebenen Lemmata sein. Durch Klicken auf einem dieser Lemmata kommt man zum jeweiligen individuellen Wortindexartikel.

Im Wortindex-Artikel zu einem Lemma sind nicht nur alle Varianten mit ihren jeweiligen Wortartbestimmungen in Form von Grammatikkürzeln aufgeführt (Beipiel: NOM = Nomen) sondern auch alle bislang integrierten Komposita. Durch Anklicken eines dieser Komposita kommt man zum jeweiligen Artikel für dieses Kompositum.

Im Gegensatz zum ,Lexer' sind im Wortindex der MHDBDB für die Bedeutungen keine nhd. Übersetzungen angegeben, sondern jede Bedeutung ist durch eine oder mehrere Begriffskategorien definiert. Diese sind in der MHDBDB durch ihre numerischen Adressen (Zifferncodes) repräsentiert, die auch zum Suchen verwendet werden. Wie eingangs erwähnt, ist geplant, in Kürze die MHDBDB mit den Mittelhochdeutschen Online-Wörterbüchern (MhdWB) durch Links gegenseitig zu verbinden.

Beispiel:

kleit = 1. Kleidung/Allgemeines 2111301 (nhd. Kleidungsstück)

2. Bäume 1302 (nhd. Belaubung)

3. Kleidung/Allgemeines 2111301

Hof / Hofhaltung / Allgemeines 233101 (nhd. zeremonielle

Bekleidung)

Das heißt, das Lemma kleit hat drei Bedeutungen, wovon die dritte aus mehr als einer Begriffskategorie besteht.

Der Wortindex kann auch nach solchen Begriffskategorien durchsucht werden. Begriffe sind metasprachlich zu verstehen, d.h. die Vorstellung bleibt gleich, die Beschreibung kann in jeder beliebigen Sprache erfolgen. Begriffe haben in der MHDBDB neben einer Beschreibung eine numerische Adresse, die zum Suchen verwendet wird. Beispiel: Kleidung / Allgemeines (Beschreibung) = 2111301 (numerische Adresse). Wenn Sie diese numerische Adresse ins Suchfenster eingeben, erhalten Sie das gesamte Wortfeld, das allgemein mit Kleidung assoziiert ist, in Form einer Lemmaliste. Durch Anklicken eines Lemmas kommen Sie zu seinem Wortindex-Artikel.

Bitte machen sie sich mit dem hierarchischen System der Begriffskategorien durch den Link Begriffssystem vertraut. Diese finden Sie entweder auf der Hauptmenüseite oder auf der Wortindexseite links unterhalb des Bildes. Sie können damit durch das Begriffssystem blättern, wobei die Kategorien, die farbig erscheinen, durch Anklicken jeweils zu weiteren Unterkategorien führen. Durch Anleuchten und Kopieren mit der Maus lässt sich die gewünschte Kategorie in das Suchfenster des Wortindex oder der Textsuche übertragen. Wenn Sie jedoch in das oben auf der Kategorien-Seite stehende Suchfenster Begriff: etwa "kleid" eintragen, erhalten Sie alle Kategorien, die mit Kleidung zu tun haben.

Die Kategorien, die Sie zur Suche auswählen wollen, können Sie in den jeweiligen kleinen, viereckigen Kästchen links davon durch Anklicken markieren und in eine Liste aufnehmen, die Sie dann durch Anklicken der entsprechenden Option unmittelbar ins Suchfenster des Wortindex oder der Textsuche übertragen können. Grundsätzlich bringt hier die Suche nach Kategorien nur ein Ergebnis, wenn Sie ein neuhochdeutsches . Wort oder eine Zeichenkette als Suchbefehl eingeben, das oder die irgendwo in den neuhochdeutschen Beschreibungen der Kategorien erscheint.

Im Gegensatz zu normalen Wörterbüchern können Sie sich hier auch durch Anklicken der Option Freq. anzeigen lassen, wie häufig jedes Wort im gesamten Textkorpus vertreten ist. Zum Beispiel ist derzeit die Frequenz für die Schreibweise cleider = 150 und für kleider = 304.

Um zu Belegstellen in den Texten zu gelangen, können Sie entweder Ihre Suche im Modul Textsuche wiederholen, oder Sie klicken direkt auf irgend eine der Varianten eines Lemmas im Wortindex. Sie gelangen dann sofort in das Textsuche - Fenster , die entsprechende Variante ist bereits im Suchfenster eingetragen, und Sie müssen nur noch Suchen drücken. Die Textstellen werden dann für das gesamte Lemma geliefert. Weitere Erklärungen finden Sie im Kapitel Textsuche .

 

Das Suchfenster

Wenn man das Wortindex-Modul aufruft, sieht man zunächst nur das Suchfenster und den Knopf Get it! . Nachdem Sie Ihre Zeichenkette, nach der Sie suchen wollen, ins Suchfenster eingetragen haben, drücken Sie einfach auf den Knopf Get it! . Sie erhalten dann die Seite mit den Suchergebnissen auf dem Bildschirm.

 

 

Die wichtigsten Suchsymbole

 

Im Folgenden werden die wichtigsten Suchsymbole erklärt, die im Wortindex verwendet werden können. Für weitere Anwendungsbeispiele wird auf die entsprechende Liste in der Allgemeinen Hilfe verwiesen.

 

$ = "Zeichenkette"

Dieses Symbol markiert die folgende Buchstabenreihe als Zeichenkette und nicht als Wort. Zumeist sollte dieses Symbol in Kombination mit einem Joker verwendet werden.

 

* = "Joker" oder "Platzhalter"

steht für eine beliebige Anzahl von beliebigen Zeichen.

Beispiel:

$*kleid* sucht nach der Zeichenkette "kleid", der eine beliebige Anzahl von beliebigen Zeichen vorangehen und nachfolgen kann (Ergebnis u.a.: hovekleit ).

? = "Joker" oder "Platzhalter"

steht für ein einziges beliebiges Zeichen.

Beispiel:

$?ei? sucht nach der Zeichenkette "ei", der ein beliebiges Zeichen vorangehen und ein beliebiges Zeichen nachfolgen kann (Ergebnis u.a.: bein ).

& = "und gleichzeitig"

Die Suchausdrücke werden verkettet, und es müssen alle Teilausdrücke gleichzeitig auf Ergebnisse zutreffen.

Beispiele:
2111301 & 233101 erbringt alle Lemmata, die zumindest eine Bedeutung haben, die sich aus den beiden gegebenen Kategorien zusammensetzt, also alle Wörter, die nhd. "zeremonielle Bekleidung" bedeuten. <NAM>&<ADJ> führt zu allen Lemmata, die mindestens eine Variante enthalten, die gleichzeitig Namen und Adjektiv ist. Grammatikkürzel müssen immer innerhalb spitzer Klammern erscheinen. <NAM>& a* erbringt alle Namen, die mit dem Buchstaben ,a' beginnen.

| = "oder"

sucht nach allen Wörtern, die entweder das eine oder das andere Kriterium erfüllen.

Beispiel:
2111301 | 233101 erbringt alle Lemmata, die in ihren Bedeutungen entweder die Kate-gorie "Kleidung/Allgemeines" oder "Hof/Hofha ltung/Allgemeines" enthalten.

 

Typische Wortindex-Suchen

 

Sie können entweder nach einer beliebigen Zeichenkette, nach einem Lemma, nach einer Variante eines Lemmas, nach einer Begriffskategorie oder einer Kombination von Kategorien oder einer Kombination von Wort und Begriffskategorie suchen.

 

•  Suche nach Zeichenketten, Lemmata, Varianten

Wenn Sie nach einer Zeichenkette suchen, erhalten Sie jedes Lemma und jede Variante, die dieser Zeichenkette entspricht. Wenn Sie zum Beispiel die Zeichenkette man eingeben, erhalten Sie drei Lemmata, man = Nomen; man = unbestimmtes Pronomen; manen = Verb (da 'man' auch eine Variante von 'manen' sein kann). Wenn Sie nur nach einem bestimmten Lemma suchen wollen, so geben Sie den Suchbefehl @man ein, und Sie erhalten dann nur die beiden Lemmata man = Nomen; man = unbestimmtes Pronomen.

 

2. Joker (Platzhalter)

Sie können auch einen sogenannten Joker verwenden. Der Suchbefehl @ar* , erbringt Ihnen zum Beispiel alle Lemmata, die mit den Buchstaben 'ar' beginnen. Der Suchbefehl @ar? ergibt alle Lemmata, die mit den Buchstaben 'ar' beginnen, und auf die nur ein weiterer Buchstabe folgt.

 

3. Suche nach Begriffskategorien

Wenn man eine bestimmte Begriffskategorie als Suchbefehl eingibt, erhält man alle Lemmata, bei denen in irgendeiner Bedeutung diese Kategorie auftaucht. So erbringt zum Beispiel die Eingabe von 14021 alle Lemmata, bei denen zumindest einer Bedeutung die Kategorie "Vögel/Allgemeines" zugeordnet ist. Aufgepasst, wenn sie eine zu allgemeine oder übergeordnete Kategorie eingeben, bekommen sie u.U. eine riesige Liste , die die Reaktions-zeit des Systems in die Länge ziehen kann. Die Obergrenze für solche Listen ist bei 1000 Lemmata festgesetzt. Bitte benutzen Sie die Hilfsfunktion Begriffssystem .

 

•  Suchkombinationen

Wenn man zwei oder mehrere Kategorien miteinander verbindet, erhält man alle Lemmata, in deren Bedeutungen eine solche Kombination von Begriffskategorien auftaucht. Zum Beispiel ergibt die Sucheingabe 2101&231122 alle Lemmata, bei denen zumindest eine Bedeutung die Kategorien-Kombination 2101 = "Geschlecht" und 231122 = "Ehe" enthält. Man kann bei der Suche auch Kategorien mit Zeichenketten + Joker verbinden. Die Sucheingabe 231125&a* erbringt zum Beispiel alle Eigennamen die mit dem Buchstaben 'a' beginnen.

 

 

D. Die Textanalyse

 

Für die umfassende analytische Arbeit an einzelnen Texten oder am gesamten Textarchiv steht das Modul Textsuche zur Verfügung. Von der Suche erfasst wird der gesamte Wortschatz , also auch der noch nicht lemmatisierte oder disambiguierte Teil.

 

 

 

1. Das Suchfenster

Beim Anklicken des Titels Textsuche im Hauptmenü kommen Sie zu dem Fenster, in dem Sie Ihre Eingaben für die Textsuche machen. Bitte überlegen Sie sich vorher genau, wie Sie Ihre Sucheingabe(n) formulieren wollen, bevor Sie mit Ihrer Analyse beginnen. Falls Sie das noch nicht genau wissen, konsultieren Sie bitte zuerst vor allem die Beispiele in der Allgemeine Hilfe . Erst wenn Sie sich sicher sind, wie Ihr Suchbefehl lauten soll, tragen Sie diesen in das Suchfenster ein. Bedenken Sie bitte, je limitierter Ihr Suchbefehl ist, desto schneller die Reaktionszeit des Systems und desto übersichtlicher die Ergebnisse.

 

Es bieten sich die folgenden Möglichkeiten der Suche:

Bei der Suche nach zwei oder mehr Wörtern im Kontext mehrerer Verse Zeilen (Kontext-suche) ist die Definition des Kontextes erforderlich (wie viele Wörter oder Zeilen soll er umfassen?). Ebenso kann für die Darstellung des Ergebnisses (Belegstelle) die Anzahl der Verse / Zeilen vor und nach dem gesuchten Wort festgelegt werden (Zeilen vor und nach Schlüsselwort).

 

2. Suche mit Begriffskategorien

Es kann aber nicht nur nach einzelnen Wörtern gesucht werden sondern auch nach einem Ensemble von Wörtern, die zu einem oder auch mehreren Begriffsfeldern gehören . Daraus ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, wobei die bereits oben erwähnten Syntax-regeln gelten:

Tristan und Isold (Gottfried von Straßburg), Zeile 116 - 124

daz übel daz tuot so herzewol,

daz es kein edele herze enbirt,

sit ez hie von geherzet wirt.

ich weiz ez warez alse den tot

und erkennez bi der selben not:

der edele senedaere

der minnet senediu maere.

von diu swer seneder maere ger,

dern var niht verrer danne her;

Die Begriffe, die bestimmten semantischen Kategorien zugeordnet sind, sind durch Zifferncodes, der die jeweilige Bedeutungskategorie bezeichnen, definiert. Für weitere Erklärungen zur Suche mit Bedeutungskategorien konsultieren Sie bitte Wortindex-Hilfe und Wortindex (Was ist das?) .

 

3. Die Textauswahl

Die Suche kann sich beziehen auf:

Es gibt drei verschiedene Auswahltypen (Druckknöpfe):

 

4. Die wichtigsten Syntaxregeln

Jeder Suchbefehl, außer der nach einem Einzelwort, setzt eine geregelte Syntax voraus; Näheres dazu findet sich in den Hilfe-Dokumenten (s. Allgemeine Hilfe und Hilfe zur Textsuche ).

Suche nach einer bestimmten Zeichenkette:

vorangestelltes " $ ";

Suche nach einem Lemma mit sämtlichen graphischen Varianten:

vorangestelltes " @ ";

Suche nach Wörtern in Folge:

die Wörter werden durch Kommata verbunden (Beispiel: $in,$alten,$maeren );

Suche nach Wörtern mit verschiedenen gleichzeitigen Merkmalen:

das Verbindungszeichen ist " & " (Beispiel: $man*&<NAM>);

Suche nach Wörtern mit verschiedenen unterschiedlichen Merkmalen:

das Verbindungszeichen ist " | " (= oder) (Beispiel: $man*&<NAM>|$man*& <NOM> ).

Suche nach Wörtern im Kontext:

die Suchbegriffe müssen durch " + " verbunden werden (Beispiel: artus+ginover );

Suche nach Wörtern in bestimmten Positionen innerhalb einer Zeile:

Das Positionszeichen ist " # " (Raute): #a = Zeilenanfang; #e = Zeilenende. (Beispiel: artus&#a ); #v = vor Zäsur; #n = nach Zäsur; #3 = in dritter Position.

 

5. Optionen für die Bestimmung der Suchausgabe

 

Das Suchergebnisse werden in einer Tabelle, bestehend aus den Textkürzeln und der Anzahl der gefundenen Belege, dargestellt. Die jeweiligen Lemmaformen (z.B. klagen ; vrouwe ) sind gelb unterlegt; die dazugehörigen Varianten (z.B. chlagn , klagete , geklaget ; vrouwen , frauw ) stehen auf dem normalen hellen Untergrund. Die Belegstellen, die noch keinem Lemma zugeordnet sind, finden sich am Ende der Tabelle.

Durch Anklicken einer Zahl in der Tabelle gelangt man zur Textanzeige mit den entsprechen-den Belegstellen. Die gesuchten Wörter sind innerhalb des Belegkontextes rot markiert.

5.1. Kontext-Optionen

Direkt unterhalb des Knopfes für Suche starten finden Sie eine Reihe von Ausgabe-parametern. Im ersten können Sie für Kontextsuchen, die maximale Länge des Kontextes bestimmen, innerhalb dessen Sie nach bestimmten Kriterien suchen wollen. Bedenken Sie dabei, dass über eine bestimmte Länge des Such-Kontextes hinaus, die Suche nicht mehr sinnvoll ist. Deshalb wurde das absolute Maximum für den Such-Kontext auf 20 Zeilen oder 100 Wörter limitiert, je nach dem, was Sie in dem rechten Fenster dieser Zeile (durch Herunterziehen des kleinen Pfeiles) für den Kontext ausgesucht haben. Sie können also durch Eingabe einer bestimmten Zahl zwischen 1 - 20 (für Zeilen) oder 1 - 100 (für Wörter) im linken Fenster dieser Zeile den Rahmen für die Kontextsuche selbst bestimmen. Das heißt, dass dies das Maximum des Kontexts ist, innerhalb dessen die eingegebenen Suchkriterien (Zeichenketten/Wörter/Begriffskategorien/Wortarten/Satzzeichen etc.) erscheinen können. Die Länge des Kontextes, in dem Sie suchen, ist unabhängig von der Länge des Textes, der bei den Belegstellen vor und nach den gesuchten Schlüsselwörtern erscheint. Diesen Textumfang können Sie auf zwischen 1 - 9 Zeilen im Fenster nach Zeilen vor und nach Schlüsselwort festlegen.

 

5.2. Tabellengröße

In der Zeile darunter liegt das Fenster für die maximale Tabellenlänge: , worin Sie die maxi-male Länge der Ausgabetabelle auf 1 - 999 Zeilen festlegen können. Die automatische Einstellung ist auf 100 Zeilen festgelegt. Bitte bedenken Sie, dass normalerweise Tabellen mit einer Länge über 100 Zeilen nicht mehr übersichtlich und auch auf Grund der zu allgemeinen Suche meist nicht mehr sehr informationsrelevant sind. Außerdem ist die Reaktionszeit des Systems abhängig von der Länge der Ausgabetabelle.

5.3. Die Lemma/Varianten-Option

Unter dem Knopf für neue Suche liegt das Fenster, in dem Sie durch Herunterziehen des kleinen Pfeiles in der Ausgabetabelle bestimmen können, ob Sie alle ( Varianten anzeigen ), nur die ( Lemmata anzeigen ) oder nur die ( Summe aller Lemmata ) anzeigen wollen.

5.4. Optionen für die Textanzeige

In dem Fenster der darunter liegenden Zeile ist " Einzeltexte anzeigen" die Standard-einstellung. Sie können durch Herunterziehen des kleinen Pfeils entweder die Belege für " Textgruppen anzeigen " oder einfach nur für die " Summe aller Texte " anzeigen lassen.

 

6. Beginn der Suche

Erst durch Drücken des Knopfes Suche starten wird Ihr Suchbefehl eingegeben und die Suche gemäß der eingegebenen Suchkriterien und Parameter für die Ausgabe ausgelöst. (Bitte nicht die Zeilensprung/Eingabetaste zum Auslösen der Suche betätigen).

7. Neue Suche

Indem Sie auf den Knopf Neue Suche drücken, werden die bisherigen Suchkriterien gelöscht und die Parameter für die Ausgabe wieder auf die automatische Voreinstellung gesetzt.

8. Zusätzliche Suchmöglichkeiten mit speziellen Funktionen

 

8.1. # = Position innerhalb eines Verses / einer Zeile.

Sie können auch nach Wörtern oder Wortformen suchen, die an einer bestimmten Stelle in einer Textzeile vorkommen sollen. Der Suchstring #3 liefert jedes Wort, das als drittes in einer Textzeile vorkommt. Die Suchaufträge # <3 bzw. #>3 liefern alle Wörter, die vor bzw. nach Position 3 vorkommen. Die Suche nach #a gibt alle Wörter am Anfang einer Textzeile aus (dies ist identisch mit dem Suchstring #1 ), während #e alle Wörter am Zeilenende auffindet. Die Eingabe #m sucht nach allen Wörtern am Anfang eines Abschnitts (i. e. Wörter, die normalerweise mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben sind); die Abfrage nach #v bzw. #n findet alle Wörter vor bzw. nach einer Zeilen-Zäsur (die jedoch nur in ganz bestimmten Texten (vor allem Heldenepik/Lyrik) vorkommt).

 

8.2. Zeichensetzung

Zeichen aus der Gruppe der Satzzeichen können nur durch ein spezielles Suchformat gefunden werden. Diese Suchbefehle müssen immer von eckigen Klammern umgeben sein. So findet man z. B. durch die Eingabe [!?.] die entsprechenden Satzendezeichen. Die Suche nach [*] liefert sämtliche Satzzeichen, d. h. diese Abfrage ist identisch mit der Eingabe [.!?,;:-"'()] . Die Eingabe von ["] oder [<] erbringt das linksstehende, einführende Anführungszeichen, also zu Beginn einer direkten Rede, die Eingabe von [>] das rechtsstehende, schließende Anführungszeichen. Für die direkte Rede oder ein Zitat innerhalb einer direkten Rede wird in den Texten das französische Anführungszeichen << = öffnend, bzw. >> = schließend verwendet. Suchen können Sie diese Zeichen mit den folgenden Suchzeichen: [{] oder [X] für öffnend; [}] oder [Y] für schließend. Daneben erscheint auch noch der Apostroph in kontrahierten Wortformen (z.B. d'in ). Dieser kann als ganz normales Zeichen gesucht werden. Der Suchbefehl *'* erbringt z.B. alle Wörter, die einen Apostroph enthalten . (Vorsicht, diese Abfragen nur für Einzeltexte eingeben!)

 

8.3. Grammatische Markierungen

Nach Wörtern, die zu einer bestimmten grammatischen Kategorie gehören, können Sie suchen, indem Sie die Abkürzung der grammatischen Kategorie (3 Großbuchstaben) in spitzen Klammern in die Abfrage einfügen. So liefert z. B. die Suche nach <ADJ> alle Adjektive. Die gültigen Kürzel sind: NOM (Nomen), NAM (Name), ADJ (Adjektiv), ADV (Adverb), ART (Artikel), CNJ (Konjunktion), CPA (Komparativpartikel, z. B. als, wie), DET (Determinant), DIG (Zahl), GRA (Steigerungspartikel, z. B. vil), INJ (Interjektion), IPA (Fragepronomen), NEG (Negation), NUM (Zahlwort), POS (Possessivpronomen), PRO (Personalpronomen), PRP (Präposition), VRB (Verb), VEX (Hilfsverb), VEM (Modalverb). Sie können diese Liste auch durch Betätigen des Knopfes Grammatik-Kürzel einsehen.

 

8.4. Textbesonderheiten

... können ebenfalls gesucht werden. Auslassungen oder Lücken im Text sind durch drei Punkte ... markiert. Sie können durch den Suchbefehl [_] ( _ = Unterstreichungszeichen) innerhalb eckiger Klammern gesucht werden. Großschreibung am Anfang der Zeile wird mit dem Befehl #l und Majuskel am Anfang von Abschnitten mit dem Befehl #c gesucht. Vom Herausgeber stammende Einfügungen oder Veränderungen sind im Text kursiv dargestellt. Diese können mit dem Befehl #m gesucht werden.

 

8.5 Sonderzeichen

sind nicht in allen Texten so umgesetzt wie sie in der entsprechenden Ausgabe erscheinen. So ist z.B. das hochgestellte o über dem u grundsätzlich als uo aufgelöst. Das ß ist in manchen Texten zu s aufgelöst. Man kann nach dem ß ersatzweise mit dem Zeichen s. (Buchstabe s mit nachfolgendem Punkt) suchen, wenn das ß auf Ihrer Tastatur zu umständlich zu emulieren ist (Beispiel: $has. findet alle Belege von haß . Das y (y mit Längungszeichen) erscheint in den Texten als ý (y mit Akzent). Da Umlaut und Längungszeichen, je nach Tastatur, umständlich im Suchfenster zu emulieren sind, kann dafür grundsätzlich nachfolgender . (Punkt = Umlaut) , bzw. nachfolgender - (Bindestrich = Länge) eingesetzt werden (Beispiel: ü = u. / â = a- )

 

9. Weitere Suchbeispiele

Nachfolgend sehen Sie einige Abfragebeispiele, die zu Testzwecken verwendet werden können und tatsächliche Ergebnisse liefern. Die Texte, die bei den Abfragen durchsucht wurden, werden in Klammern angegeben, teilweise wird auch der eingestellte Kontext-umfang genannt. Bei manchen Beispielen ist darauf zu achten, dass unbedingt eine limitierte Auswahl von Texten benützt wird, da sonst die Tabellen zu groß würden. Die Textauswahl für die Beispiele finden Sie in Klammern.

9.1. Suche mit Lemmasymbol

•  @guot (GAR/LZ) liefert alle Ableitungen des Lemmas "guot".

9.2. Suche mit verschiedenen Suchkriterien

•  $? | [*] (AH) liefert alle Wörter, die nur aus einem Buchstaben bestehen, sowie die Satzzeichen.

•  <NAM> & a* (Kleinepik) findet alle Namen, die mit ,a' beginnen.

•  <NAM> & #e (GR) findet alle Namen, die am Ende einer Zeile auftreten.

•  haben & nicht (Alle Texte) findet alle Zusammensetzungen, welche die Komponenten "haben" und "nicht" enthalten.

9.3. Suche nach direkt aufeinander folgenden Wörtern und/oder Kriterien

•  klein , puoch (Alle Texte) findet alle Belege für "klein"(oder eine Ableitung bzw. eine Zusammensetzung damit) gefolgt von "puoch" (oder Ableitungen davon bzw. Zusammensetzungen damit).

•  $a*, $*e   (AT) findet alle Wörter, die mit dem a-Laut beginnen, unmittelbar gefolgt von einem Wort, das auf -e endet.

•  $a*, *, $e* (AT) ist die gleiche Abfrage wie gerade zuvor, aber es darf genau ein Wort dazwischenstehen.

•  <NAM>, [?] (Artusepik) findet alle Namen gefolgt von einem Fragezeichen .

9.4. Kontextsuche

•  gab + gab + gab (Alle Texte; Kontext: 1 Zeile) findet alle Zeilen, die zumindest 3 Ableitungen oder Zusammensetzungen zu "gab" enthalten.

•  $a* + $a* + $e* + $e* (AT; Kontext: 1 Zeile) findet alle Zeilen, die zumindest 2 Wörter enthalten, die mit "a" beginnen, und die zumindest zwei Wörter aufweisen, welche mit "e" beginnen.

 

•  sifrit + gunther (Heldenepik; Kontext: 3 Zeilen) findet alle Belege in der Heldenepik, in denen Ableitungen oder Zusammensetzungen zu "sifrit" und "gunther" in einem Kontextrahmen von 3 Zeilen vorkommen.

•  <NAM>+<NAM> (AXR; Kontext: 1 Zeile) findet im Alexander des Rudolf von Ems alle Zeilen, die zumindest 2 Namen enthalten.

9.5. Suche nach Begriffskombinationen (Motiven)

•  231125 + 2412 (Hartmann; Kontext: 1 Zeile) ergibt alle Personennamen bei Hartmann, die innerhalb der selben Zeile mit einem Ländernamen erscheinen. 24321 + 23231 (Alle Texte; Kontext: 2 Zeilen) liefert aus allen Texten Wörter den "Geburtsadel" betreffend, die innerhalb von zwei Zeilen mit Wörtern aus der Begriffskategorie "Waffen" erscheinen.

•  künec + 21111* (Alle Texte; Kontext: 2 Zeilen) liefert innerhalb eines Kontexts von zwei Zeilen alle Belege für das Lemma künec und seine Varianten in Kombination mit einem Wort aus den Kategorien des Bereiches "Ernährung".

•  24321 + $milt* (Alle Texte; Kontext: 2 Zeilen) führt zu Belegen für Wörter aus der Kategorie "Geburtsadel" in Kombination mit dem Wort milt inklusive Erweiterungen und Endungen.

•   

•  Suche nach Emendationen (vom Herausgeber stammende Einfügungen oder Veränderungen)

•  *en & #m (EIL) erbringt alle Wörter im Eilhartschen Tristrant , die vom Herausgeber verändert oder hinzugefügt wurden und mit -en enden.

 

Teil II: Über die Anwendung von MHDBDB im Unterricht

 

 

Die MHDBDB wird derzeit bereits bei einer ganzen Reihe von Universitäten in Deutschland und Österreich erfolgreich im Unterricht eingesetzt . Die Kurse reichen von der Einführung ins Mittelhochdeutsche und Einführungen in die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens bis zu Hauptseminaren in mhd. Sprache und Literatur. Wir stellen im folgenden ein paar Anregungen zum Einsatz von MHDBDB im Unterricht zur Verfügung, die zu einem großen Teil auf praktischer Erfahrung beruhen.

 

 

Sprachwissenschaftliche Phänomene

 

Ablautreihen

 

Da in den Standardwörterbüchern unter den Verblemmata keine konjugierten Formen zu finden sind, fällt es den Lernenden bei der Einführung ins Mittelhochdeutsche oft schwer, die richtige Zuordnung zur entsprechenden Ablautreihe bei den konjugierten Formen starker Verben zu finden. Dieses Problem kann mit Hilfe von der MHDBDB spielerisch gelöst werden. Z.b. kann man die form zouc ins Suchfenster des Wörterbuches eingeben und gelangt dann sofort zum Artikel des Verblemmas ziehen . Gibt man dann etwa den Suchbefehl @*ieh*&<VRB> | @*ieg*&<VRB> (@=Lemma; *ieh* = hat im Inneren des Wortes die Silbe ieh; <VRB> = muß Verb sein; | = als auch) ein, erhält man eine Liste von Verblemmata mit ihren Varianten, die die meisten Verben dieser Klasse einschließt. Gibt man dieselben Suchbefehle in Textanalyse ein, so erhält man entsprechende Textbelege für alle Formen. Durch diese und ähnliche Aufgabenstellungen mit der MHDBDB können sich die StudentInnen in kurzer Zeit selbst an die Anlautsklassen heranarbeiten, wobei sie stets mit Texten verbunden bleiben und ohne mühsames Auswendiglernen von Ablauttabellen auskommen.

 

Kontraktionen

 

Auch Kontraktionen sind in den Standardwörterbüchern zumeist nicht zu finden. Auch über ihre Verbreitung in den Texten gibt es selbst in den ausführlichsten Grammatiken nur spärliche Informationen. Die MHDBDB läßt die BenutzerInnen Kontraktionen sofort als solche erkennen. Gibt man beispielsweise die Formen $cleit|$kleit ins Suchfenster des Wörterbuches ein, so zeigt sich den BenutzerInnen sofort, daß es sich hierbei um Homographen handelt, die sowohl für das Nomen kleit als auch für die konjugierte und kontrahierte form des Verb s klagen stehen können. Dieselbe Eingabe in Textanalyse führt zu den entsprechenden Stellen in den dazu ausgewählten Texten. Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß nur für Werke, bei denen die Homographentrennung ganz oder teilweise bereits vorgenommen wurde (FD, JT, NLB) sofort Beispiele für die kontrahierte Form von klaget/claget = kleit/cleit gefunden werden können. Für die StudentInnen wäre es jedoch eine methodisch gute Aufgabe , aus den noch nicht disambiguierten Texten an Hand der Belegstellen (Tabelle ganz unten) weitere Beispiele für kontrahierte Formen von klaget/claget herauszufinden.

 

Komposita

 

Jedes Lemma im MHDBDB-Wörterbuch weist im unteren Bereich des Artikels eine Liste von Komposita auf, die auf der Basis der zu diesem Zeitpunkt erreichten Lemmatisierung des Gesamtwortschatzes ins Wörterbuch aufgenommen wurden. Ein Mausklick auf das entsprechende Kompositum führt zum dazugehörigen Artikel. Das Kompositum-Lemma verweist (in Klammern) auf die dazu gehörenden Komponenten-Lemmata , die ebenfalls wieder durch Mausklick erreicht werden können. So kann man beliebig zwischen den Artikeln der Komposita und der dazu gehörenden Komponenten hin- und herspringen.

Man kann darüber hinaus im Modul Textanalyse nach den entsprechenden Textbelegen der Komposita suchen. So führt z.B. die Sucheingabe von swertdegen zu den entsprechenden Textstellen. [Bitte berücksichtigen Sie, daß Sie die Länge der Textbelege bis zu 9 Zeilen vor und nach dem Schlüsselwort erweitern können, indem Sie in das Kästchen nach dem Titel: Zeilen vor und nach Schluesselwort die entsprechende Zahl für die Anzahl der Zeilen eingeben]. Komposita , die u.U. noch nicht durch den Lemmatisierungsprozeß ins Wörterbuch Eingang gefunden haben, können Sie in Textanalyse dadurch aufspüren , indem Sie etwa eine mögliche Komponente mit Joker vor und nach dem Lemma als Suchbegriff eingeben. Bitte beachten Sie: die noch nicht lemmatisierten (aber auch noch nicht disambiguierte Homographen) erscheinen ganz am Ende der Ergebnistabelle ohne Lemmabezug. Das Beispiel: *fuoz*|*vuoz* führt zu den (zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Broschüre) noch nicht lemmatisierten Komposita: fuozgengel, fuozgesinde, fuozîsen, fuozliut, fuozstapfen mit den entsprechenden damit verknüpften Textbelegstellen .

 

Konjunktiv

 

Geht man von den einzelnen Artikeln der Verben im MHDBDB-Wörterbuch aus, kann man schnell potentielle Konkunktivformen identifizieren. Danach sucht man gezielt nach diesen Formen in der Textanalyse und kann dann, je nach Auswahl der Texte, mit denen man arbeiten möchte, rasch eine große Anzahl von Beispielen vor sich. An denen läßt sich dann sehr gut der Gebrauch des Konjunktivs im Mittelhochdeutschen beobachten. Schlägt man beispielsweise das wort tuon im MHDBDB-Wörterbuch auf, stößt man auf die Form taete , die allein 730 mal belegt ist. Sucht man nach dieser Form in Textanalyse (Sucheingabe: $taete ), so erhält man eine Tabelle, die zeigt, daß die Form in 83 Texten belegt ist. Man kann sich dann z.b. die 30 Belegstellen aus Wolframs Parzival ansehen und kommt schließlich zu der Beobachtung, daß durchaus nicht alle Beispiele für taete den Konjunktiv belegen. So kann taete auch 2. P. Sg. Indikativ im Präteritum bedeuten:

 

Parzival, Absatz 499, Zeile 22 - 28

       

499   dû solt ouch dîne muoter klagen.  

    ir grôziu triuwe daz geriet,  

    dîn vart si von dem leben schiet,  

  25 die dû jungest von ir  taete .  

    nû volge mîner raete,  

    nim buoze vür missewende  

    und sorge et um dîn ende,

 

Die Form ist im Parzival auch als Substantiv belegt:

 

Parzival, Absatz 439, Zeile 22 - 28

       

439   si sprach: "disen mehelschaz  

    trage ich durch einen lieben man,  

    des minne ich nie an mich gewan  

  25 mit menneschlîcher  taete :  

    magetuomlîches herzen raete  

    mir gein im râtent minne."  

    si sprach: "den hân ich hinne.

 

Wie immer man sich bei der Behandlung des Konjunktivs methodisch diesem Phänomen annähern möchte, durch den Einsatz der MHDBDB läßt sich nicht nur der gesamte Umfang des Komplexes beleuchten, sondern man bleibt stets nah am Text und ist auch in der Lage den unterschiedlichen Gebrauch bei verschiedenen Autoren oder Genres unverzüglich nachzuweisen. Am besten aber schickt man die Studenten mit Hilfe von MHDBDB selbst auf Entdeckungsfahrt , um so den Lernerfolg gegenüber einem rein theoretischen Einsatz mit hilfe einer Standardgrammatik erheblich zu steigern .

 

Reim und Metrik

 

Mit Hilfe der MHDBDB is es ganz leicht möglich, sich einen Überblick über die Reimsituation in jedem beliebigen Werk der Textbasis zu verschaffen und diese dann mit anderen Werken zu vergleichen. Für kurzes Werk (z.B. HZ) läßt sich durch die Eingabe des Suchbefehls #e in Wortanalyse sogar direkt ein gesamtes Reimlexikon abrufen. Nach Anklicken der Anzahl von Belegen in der Ausgabetabelle erscheint dann folgendes Bild:

 

Herzmaere, Zeile 1   I ch prüeve in mîme  sinne

Herzmaere, Zeile 2  daz lûterlîchiu  minne

Herzmaere, Zeile 3  der werlte ist worden  wilde .

Herzmaere, Zeile 4  darumb sô sulen  bilde

Herzmaere, Zeile 5  ritter unde  frouwen

Herzmaere, Zeile 6  an disem maere  schouwen ,

Herzmaere, Zeile 7  wand ez von ganzer liebe  seit .

Herzmaere, Zeile 8  des bringet uns  gewisheit

Herzmaere, Zeile 9  von Strâzburc meister  Gotfrit :

Herzmaere, Zeile 10  swer ûf der wâren minne  trit

Herzmaere, Zeile 11  wil eben setzen sînen  fuoz ,

Herzmaere, Zeile 12  daz er benamen hoeren  muoz

Herzmaere, Zeile 13  sagen unde  singen

Herzmaere, Zeile 14  von herzeclichen  dingen ,

Herzmaere, Zeile 15  diu ê wâren den  geschehen

Herzmaere, Zeile 16  die sich dâ haeten  undersehen

Herzmaere, Zeile 17  mit minneclichen  ougen .

 

Es handelt sich hierbei eigentlich nur um die Ausgabe des gesamten Textes, wobei die Reimwörter farbig hervorgehoben sind. Es sei hier ausdrücklich betont, daß dies nur für wirklich kurze Werke einen Sinn hat, da sonst die Tabelle in die Tausende ginge und den erlaubten Rahmen sprengen würde. Es empfiehlt sich deshalb viel mehr, das Erscheinen einzelner Wörter in Reimposition, d.h. Endstellung im Vers abzurufen. Mit den Belegstellen erscheinen dann im Kontext auch die Wörter, die auf das gesuchte Wort reimen. Zum Beispiel könnte man für die Textauswahl Parzival (PZ) nach dem Erscheinen des Namens Artus in Reimposition fragen: artus&#e

Sieht man sich die insgesamt 25 Belegstellen an, so erkennt man sofort, daß sich der Name in 20 Fällen auf hûs reimt , wenn ein Längungszeichen vorhanden ist. Für die 3 Fälle ohne Längungszeichen erscheint zwei Mal alsus und ein Mal der Name Liddamus . Für die nur zwei Mal erscheinenden deklinierten Fälle von Art ûse erscheint ein Mal der Name Janf ûse und ein Mal clûse. Noch schneller lassen sich allerdings Ergebnisse erzielen, wenn man statt ganzer Wörter Endsilben in Reimposition abfragt: $* ûs &#e

Die Ergebnistabelle zeigt dann sofort alle Reimwörter mit dieser Endsilbe im Zusammenhang:

Text 

PZ

alle

  Artus  

20

20

 Artûs 

20

20

  hûs  

21

21

 hûs 

21

21

  Liddamus  

1

1

 Liddamûs 

1

1

  mûs  

1

1

 mûs 

1

1

  Saturn  

1

1

 Saturnûs 

1

1

  warthûs  

1

1

 warthûs 

1

1

  weidehûs  

1

1

 weidehûs 

1

1

 GESAMT 

46

46

 

Da es sich bei der Endsilbe $* ûs klar um eine "männliche" Silbe handelt, ließe sich natürlich genauso nach einer "weiblichen" Endung endung fragen, wie z.B. $*inne&#e .

So kann man auch nach jedem beliebigen Wort, jeder beliebigen Silbe in jeder Position einer Verszeile suchen. Dadurch läßt sich mühelos das Belegmaterial für metrische Untersuchungen zusammenstellen. Für bestimmte Texte mit Langzeilen kann man darüber hinaus auch nach Wörtern/Silben vor und nach der Zäsur (vor = #v; nach = #n) suchen, um bestimmte Reimsituationen und metrische Erscheinungen für diese Strophenarten zusammenzutragen.. Beispiel: Text = Nibelungenlied , Hs. C (NLC), Suchbefehl = #v&$*inne . Als Ergebnis erhält man 203 Belege. Nicht selten läßt sich dabei gleichzeitig das Auftreten von Binnenreim belegen.

 

Satzstrukturen und Interpunktion

 

Grundsätzlich läßt sich in der MHDBDB nach Satzzeichen genauso suchen wie nach Wörtern oder Zeichenketten (im Suchbefehl muß das Satzzeichen immer in [] eckige Klammer gestellt werden). Diese Suchfunktion kann nun mit anderen kombiniert werden, um so Einblick in gewisse Regelmäßigkeiten oder Unregelmäßigkeiten des Satzbaus bei bestimmten Werken, Autoren oder Texttypen zu erlangen. Die Suche nach Eigennamen am Satzende würde so unter anderem z.B. auch Aufschluß über nachgestelltes Subjekt ergeben. Suchbefehl: 231125&a*,[.] (Eigenname beginnend mit Buchstabe a gefolgt von Punkt).

 

Wortarten - Wortstellung

 

Die Wortarten werden in der MHDBDB in Form von Kürzeln geführt, nach denen immer innerhalb spitzer Klammern (Beispiel: <NOM> = Nomen) gesucht werden muß. Durch Anklicken der Option Die Grammatik-Kürzel kann man die Liste mit den entsprechenden Erklärungen aufrufen. Sie befindet sich unter den Hilfsdokumenten oder auch auf den Seiten der beiden Hauptmodule Wörterbuch und Textanalyse gleich unterhalb des Bild-Logos. Der Suchbefehl nach den Wortarten läßt sich beliebig mit anderen Suchbefehlen kombinieren. So erbringt etwa die Eingabe <NAM>&a* alle Namen, die mit dem Buchstaben a beginnen. Die Eingabe 23241&<ADJ>&#e,[.] erbringt alle Adjektive, die mit KRIEGSWESEN/KAMPF zu tun haben, an letzter Stelle in der Zeile und vor einem Punkt stehen. Die Eingabe [.],<ART>,<ADJ> sucht nach Artikel plus Adjektiv-Kombinationen am Satzbeginn. Man kann also mit Hilfe der Wortarten sowohl grammatische wie semantische Strukturen zum Vorschein bringen, die u.U. typisch für einen bestimmten Autor oder ein bestimmtes Werk sein können.

 

Wortbedeutungen

 

Wie bereits in der allgemeinen Einführung erwähnt, werden die Wortbedeutungen in der MHDBDB in Form einer Begriffskategorie oder einer Kombination solcher Kategorien geführt. Begriffe sind dabei als metasprachliche semantische Einheiten zu verstehen, die nur durch die jeweiligen Deskriptoren an eine bestimmte Sprache gebunden sind. Eine Bedeutung für das Lemma arm ist demnach 2103 = MENSCH/KÖRPER UND GLIEDMASSEN. Der Deskriptor könnte aber ebenso gut auf das engl. HUMAN BEING / PARTS OF THE BODY oder ein Äquivalent in jeder beliebigen Sprache lauten. Deshalb sind die eigentlichen Kategorien in der MHDBDB als numerische Einheiten innerhalb eines hierarchischen Systems gespeichert. Ist dieser Grundgedanke einmal verarbeitet, stellt der Umgang mit Bedeutungskategorien zumeist vor keine Schwierigkeiten mehr. Der Einsatz von Begriffskategorien macht die MHDBDB erst zu einem weltweit einzigartigen Suchsystem. Am besten arbeitet man sich durch häufiges Nachschlagen im Wörterbuch an die auf diese Weise erklärten Wortbedeutungen heran. Beispiel: minne ergibt folgende Wortbedeutungen:

1  Sexualleben/Erotik 21112000

     Liebe/Zuneigung/Abneigung/Gleichgültigkeit 22704010

     Etikette/Zeremoniell 23132000

     Frauendienst 23134000

 2  Getränke 21111307

     Genußmittel 21111400

     Gastgewerbe 23307310

 3  Religiöses Empfinden 22708000

 4  Erinnerung 22400000

     Liebe/Zuneigung/Abneigung/Gleichgültigkeit 22704010

 

Sucht man jetzt zum Beispiel in Textanalyse mit dem Suchbefehl minne&227080 so erhält man Belege für minne in der Bedeutung RELIGIÖSES EMPFINDEN.

 

 

Literaturwissenschaftliche Phänomene

 

Da durch die MHDBDB keine Volltexte abrufbar sind, wollen wir ausdrücklich darauf hinweisen, daß die Arbeit mit der MHDBDB das Lesen der Originaltexte keinesfalls ersetzen kann. Vielmehr wird durch die MHDBDB ein intensiveres Lesen , eine intelligentere Interpretation und ein von den verschiedensten Aspekten aus gründlicherer Überblick der für den Unterricht ausgewählten Werke unterstützt, der mit herkömmlichen Hilfsmitteln schlichtweg nicht erreichbar ist. Die Ermöglichung von vergleichenden Ausblicken auf andere Werke oder die Gesamtheit der wichtigsten literarischen Traditionen von sprachlichen und motivgeschichtlichen Standpunkten aus ist eine besondere Stärke der MHDBDB. Nur durch die MHDBDB kann eine gründliche und vollständige Sichtung entsprechenden Materials gewährleistet werden.

 

 

Autoren - Texte - Editionen

 

Die Textliste verleiht einen ersten Überblick der in der MHDBDB enthaltenen Literatur. Man kann sie sich die Werke außer in alphabetischer Ordnung auch nach Autoren und Texttypen (z.B. Heldenepik, Artusepik, etc.) geordnet ausgeben. Zu den Autoren ist die wichtigste, einigermaßen gesicherte Information sofort abrufbar, ebenso die bibliografischen Angaben zu den verwendeten Editionen und kurze Beschreibungen der Texte. Verknüpfungen zu Faksimiles der wichtigsten Handschriften sind derzeit in Arbeit. Durch entsprechend formulierte Suchen, kann man nun sowohl Autoren als auch Texttypen miteinander vergleichen und so rasch zu entsprechenden Ergebnissen gelangen, die dann als Interpretationsansätze verwendet werden können.

 

Daß einseitige Interpretationen von Texten und der dahinter stehenden Absicht von Autoren, die auf einem oder nur wenigen Textbeispiele beruhen, oft auf schwachen Füßen stehen, läßt sich mit Hilfe der MHDBDB in Sekundenschnelle an einem brühmten Beispiel leicht nachweisen:

 

Sucheingabe: wilde+maere (in Textanalyse mit Kontext = 3 Wörter, Textbasis = alle Texte)

Ergibt neben dem berühmten Zitat von Gottfried von Strassburg ( vindaere wilder maere )

Noch 13 weitere Belegstellen in sieben verschiedenen Werken, die durchaus nicht in literaturkritischem Sinne zu verstehen sind, sondern einfach auf gewisse Erzählinhalte hinweisen.

 

Ein heute noch oft bemühtes Unterscheidungskriterium zwischen Texten der Heldenepik und anderen ist die angeblich fast "ausschließliche" Verwendung bestimmter "archaischer" Wörter wie recke oder degen in der Heldenepik.

Sucheingabe: degen | recke (in Textanalyse , Textbasis = Heldenepik; Textbasis = sonstige Epik ohne Heldenepik)

Eine rasche Suche nach diesen beiden Wörtern im gesamten Textkorpus zeigt, daß diese Behauptung so nicht haltbar ist. Beim jetzigen Stand des Textarchivs ergibt sich folgendes Zahlenverhältnis, das sich dann noch im Detail beliebig auf den Vergleich einzelner Texte erweitern läßt:

 

Heldenepik Sonstige Epik

 

degen 1893 degen 2405

degenkint 3

degenküen 1

swertdegen 12 swertdegen 6

 

recke 824 recke 30

waltrecke 1

welrecke 7

 

insgesamt 2740 2441

 

 

Namenssuche und Textidentifikation

 

Namen stellen ein wichtiges Verbindungsglied zwischen verschiedenen Texten dar. So sind zum Beispiel die Artusromane allein durch einen bestimmten Namenskatalog als Gruppe identifizierbar. Erhellende Ausblicke auf unterschiedliche Werke eines Texttyps lassen sich allein durch die Parallelen zwischen den Namen und den damit verbundenen Motiven herstellen. Allein deshalb sollte ein Überblick der Namenstopographie mit Hilfe der MHDBDB in keinem Einführungsunterricht fehlen. Daß aber die Namen mit zum wichtigsten Identifikationsfaktor von neu gefundenen Bruchstücken aus der mhd. Literatur gehören, beweist die rasche Identifizierung des Wolfenbüttler Fragments zu Reinbots von Durne Georg durch Klaus Klein. Eine solide Beherrschung des Forschungsinstruments MHDBD muß folglich in Zukunft unbedingt zur Ausbildung junger ForscherInnen gehören.

 

Motivsuche

 

Auch Motivuntersuchungen sollten in Zukunft ohne den Einsatz der MHDBDB nicht mehr sinnvoll sein. So lassen sich zum Beispiel durch die Sucheingabe 2324* + 1202* (setzt man einen ,Joker' = * nach der Hauptkategorie, so werden alle Unterkategorien mit berücksichtigt) im Modul Textanalyse (Kontext = 4 Zeilen; Texttyp = Artusepik) in wenigen Sekunden das Vorkommen des Motivs KAMPF AM WASSER in der Artusepik. Zwar sind dabei noch einige Fehltreffer auszusortieren, die durch Homographen (z.B. furt = NOM/ BINNENGEWÄSSER/WASSERWEGE und furt = Variante zu vüeren ) entstehen, wenn die entsprechenden Werke noch nicht disambiguiert (Homographentrennung) sind, aber die Geschwindigkeit, mit der die vollständigen Belege dennoch gefunden werden, stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten.

 

Formelhafter Sprachgebrauch

 

Da man mit der MHDBDB ganze Wortreihen abfragen kann, ist es ein Leichtes, Studien zum formelhaften Sprachgebrauch zu betreiben. Anhand von formelhaftem Sprachgebrauch lassen sich nicht nur Rückschlüsse auf die sprachliche und künstlerische Qualität eines Werkes ziehen, sondern solche Studien sind ebenso hilfreich für die Zuordnung umstrittener Werke oder Bruchstücke zu entsprechenden Autoren oder einem Werkskanon. Um etwa der oft verwendeten und ebenso oft überstrapazierten Wahrheitsbeteuerungsformel in erzählerischen Werken systematisch auf den Grund zu gehen, empfiehlt es sich neben der Sucheingaben in Textanalyse nach direkten Formeln wie daz, ist , war oder daz, ist, *, wa-r auch kombinierte Sucheingaben wie *wa-r*+22642 (Kontext = 3 Zeilen) zu verwenden. Letztere sucht nach allen Kombinationen des Wortes wâr mit Wörtern aus der Kategorie WAHRHEIT/ IRRTUM/ LÜGE und liefert Beispiele wie

 

Alexander (R. v. E.), Zeile 61 - 67

 sô manger zungen wart erkant.

 in hât manec man genant

 und von im âventiure geseit

 mit  lügen  und ouch mit  wârheit ,

 der doch niht rehte hât geseit

 von im die rehten wârheit.

 durch daz hân ich gevlizzen mich

 

Barlaam und Josaphat, Zeile 4340 - 4346

sîn verlornez schâf vunden.

S ie vreuten sich dâ durch den vunt.

uns tuot mit ebenmâze kunt

 diu  gewaere   wârheit ,

 daz groezer vreude sî bereit

 ze himele aller engel schar

 und aller himel tugende gar,

 

 

Beitrag zum allgemeinen Leseverständnis

 

Die MHDBDB kann in spielerischer Art und Weise zum allgemeinen Leseverständnis beitragen, das sonst besonders für Anfänger oft in mühsame Übersetzungsarbeit führt, die über das Verständnis von einpaar ganz wenigen Textstellen nicht hinausgeht. Wie bereits oben erwähnt, regt die Benutzung des MHDBDB-Wörterbuches durch die ausschließliche Verwendung von Definitionen durch Bedeutungskategorien zum kreativen Umgang mit der Sprache an. Dabei wird die hölzerne Verwendung von vorgegebenen nhd. Übersetzungen aus dem Standardlexikon vermieden. Darüber hinaus kann das Abrufen von mehreren Textstellen , in denen ein für die BenutzerInnen unbekanntes Wort auch in verschiedenen vorkommt zu einem intensiveren und dauerhafteren sprachlichen Verständnis führen, weil der Erkenntnisprozeß durch Eigeninitiative zustande kommt und nicht durch das Verwenden vorgegebener Lösungen. Das folgende Beispiel soll nur als Anregung für den Unterricht und für Lernende dienen:

 

Die erste Strophe des Nibelungenliedes (Hs. B):

 

Nibelungenlied (B), Stanza 1

U ns ist in alten maeren wunders vil geseit

von helden lobebaeren, von grôzer  arebeit ,

von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,

von küener recken strîten muget ir nu wunder hoeren sagen.

 

Das Wort arebeit stößt in den meisten Einführungskursen auf größere Schwierigkeiten beim Textverständnis, da sich im Nhd . eine starke Bedeutungsverengung durchgesetzt hat. Ein Blick auf den Wörterbuchteil von MHDBDB zeigt aber acht verschiedene Bedeutungen:

1 Art und Weise der Handlung 22831200  

  Welt der Arbeit/Allgemeines 23301000  

2 Turnierwesen 23260000  

3 Schlacht 23243000  

4 Besitz 23308000  

5 Geschlechtswerkzeuge/Zeugung/Geburt 21045000  

6 Rechtswesen 24330000  

7 Freude/Leid 22702030  

8 Frauendienst 23134000  

Aventiure 23244000  

 

Daß die vorherrschende Bedeutung (7) im Mhd. ganz und gar nicht der im Nhd. (1) entspricht läßt sich durch die einfache Suche nach arebeit im Modul Textanlayse an Hand von beliebig vielen Textstellen aus den unterschiedlichsten Texttypen sehr schnell veranschaulichen, bevor man zu einer nhd. Übersetzung des Wortes gelangt. Diese stellt sich am Ende einer solchen Übersicht von Textstellen mehr oder weniger von selbst ein und muß nicht auf Grund dieser einen Textstelle aus den vorgegebenen Übersetzungsangeboten des Standard-Wörterbuches herausgefunden werden. Diese Methode, die mühelos an Hand von jedem beliebigen Wort in jeder beliebigen Textstelle durch die MHDBDB in wenigen Sekunden einsetzbar ist, ließe sich auf traditionelle Weise nur unter unzumatbarem Zeitaufwand für Lehrende wie Lernende ermöglichen. Ein zusätzlicher Lerneffekt ist dabei der spielerische Einblick in die Fülle der mhd. Literatur, der bei der Beschäftigung mit eizelnen Werken oder Textstellen nur schwer zu vermitteln ist.

Klein, Klaus. Handschriftenfunde zur Literatur des Mittelalters. 147. Beitrag. Ein neues Fragment von Reinbots ,Georg'. In: ZfdA 130 (2001), S. 58.